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Erkältungsmythen: Was ist dran?
Wichtiges und Wissenswertes
Erkältung kommt von Kälte?
Die Annahme, Erkältungen kämen von Kälte, ist falsch. Selbst wer sich in der kalten Jahreszeit warm anzieht, handelt vernünftig. Erreger und nicht die Temperaturen sind die eigentlichen Krankheitsverursacher. Es sind über 200 verschiedene Erkältungsviren bekannt, was erklärt, warum junge Menschen häufiger betroffen sind als Erwachsene. Mit jeder Erkältung bildet die Körperabwehr eine bessere Immunität. Bei einer Körpertemperatur von rund 37 Grad Celsius funktioniert die Abwehr am effizientesten. Minusgrade draußen führen dazu, dass der Körper die Idealtemperatur aufrechterhalten möchte, um die lebenswichtigen Organe vor Auskühlung zu schützen. Allerdings hat diese intelligente Temperaturregulation einen Nachteil: Bei niedriger Außentemperatur ziehen sich die Gefäße an der Körperoberfläche zusammen und werden schlechter durchblutet. Dadurch haben Viren leichteres Spiel, durch die Schleimhäute in den Körper einzudringen. Daher ist es ratsam, sich im Winter warm anzuziehen.
Hochziehen vs. Schnäuzen: Was ist besser?
Es wird vermutet, dass das Hochziehen von Schleim möglicherweise die bessere Methode ist als das Schnäuzen. Die Kleinsten handeln wahrscheinlich instinktiv richtig, denn wenn der Schleim durch die Nase hochgezogen wird, gelangt er in den Rachen und wird durch das Schlucken letztendlich im Magen unschädlich gemacht. Beim Schnäuzen hingegen könnten Keime durch den entstehenden Unterdruck sich in Nebenhöhlen und im Mittelohr verbreiten.
Sind Säuglinge immun gegen Erkältungen?
Die Annahme, dass Säuglinge keine Erkältung bekommen, ist leider nicht korrekt. Zwar werden Abwehrstoffe der Mutter über die Plazenta und die Nabelschnur in den letzten Schwangerschaftswochen übertragen – der sogenannte Nestschutz. Allerdings schützt dieser nur vor den Erregern, gegen die das Immunsystem der Mutter bereits einmal gekämpft hat, oder vor Krankheiten, gegen die sich die Mutter impfen ließ. Der Nestschutz ist jedoch nur vorübergehend wirksam und lässt bereits nach zwei bis drei Monaten deutlich nach.
Antibiotikum bei gelbgrünem Schleim: Ein Irrtum
Die Vorstellung, ein Antibiotikum sei bei gelbgrünem Schleim effektiv, ist gleich in doppelter Hinsicht falsch. Der Gedanke basiert auf der Annahme, dass gelbgrüner Schleim auf Eiter, also Bakterien, hindeutet, und Antibiotika bekanntlich Bakterien wirksam bekämpfen können. Zwar trifft Letzteres zu, aber insgesamt handelt es sich um ein weitverbreitetes Missverständnis. Denn in über 90 Prozent der Fälle wird eine Erkältung durch Viren verursacht, gegen die Antibiotika vollkommen machtlos sind. Hier hat nur die körpereigene Abwehr eine Chance, die gleichzeitig für die gelbgrüne Färbung des Schleims verantwortlich ist. Der Schleim enthält vorwiegend Abwehrzellen, die gegen die Viren gekämpft und sie bekämpft haben, sowie abgetötete Erreger, alte Zellen der Nasenschleimhaut und Enzyme. Eine seltene Ausnahme bildet die Superinfektion, bei der sich der Körper während einer Erkältung (Viren) zusätzlich mit Bakterien infiziert hat. Die Feststellung, ob es sich um eine solche Doppelinfektion handelt, obliegt jedoch allein dem Arzt.
Sind Stofftaschentücher hygienischer als Papiertücher?
Die Hygiene hängt von der Verwendung ab. Wenn man ein Papiertaschentuch bei Schnupfen mehrmals benutzt, was häufig vorkommt, ist das genauso unhygienisch wie die Mehrfachnutzung eines Stofftaschentuchs. Medizinisch betrachtet hat ein Taschentuch eine Lebensdauer von genau einem Mal Schnäuzen, unabhängig davon, ob es aus Stoff oder Papier ist. Jegliche andere Praxis gilt als unhygienisch.
Viel Schnupfen = schwaches Immunsystem?
Die frühere Annahme, dass häufiger Schnupfen auf ein schwaches Immunsystem hindeutet, hat sich in den letzten Jahren geändert. Neue Erkenntnisse deuten darauf hin, dass der Körper mit Schnupfen und Husten auf Erkältungsviren reagiert, um die Eindringlinge möglichst schnell loszuwerden. Dies zeigt, dass das Immunsystem effektiv arbeitet, was als positives Zeichen zu werten ist.
Schützt eine Grippe-Impfung auch vor Erkältung?
Obwohl eine Erkältung auch als grippaler Infekt bezeichnet wird, hat dies wenig mit einer echten Grippe zu tun. Eine Erkältung verläuft in der Regel harmlos, während eine echte Grippe insbesondere für Säuglinge, Kinder und ältere Menschen gefährlich sein kann. Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass die Grippe (und einige andere Virusinfektionen) abrupt auftritt. Innerhalb weniger Stunden fühlt man sich schwach, krank, mit Fieber und oft begleitenden Muskelschmerzen. Anhand dieses schnellen Verlaufs lässt sich normalerweise eine klare Unterscheidung zwischen Grippe und grippalem Infekt treffen. Es sei jedoch festgehalten: Eine Grippe-Impfung schützt nicht vor Erkältungen.
Drei Tage kommt sie, drei Tage steht sie, drei Tage geht sie?
Diese Annahme ist durchaus korrekt. Eine Erkältung dauert in der Regel insgesamt etwa neun Tage, unabhängig davon, ob Medikamente eingenommen werden oder nicht. Bis heute existiert kein nachgewiesener Wirkstoff, der vor Erkältungen schützt. Dies liegt vor allem an der Vielzahl von über 200 Erkältungsviren. Die Entwicklung eines Impfstoffs gegen all diese Erreger ist nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft praktisch unmöglich oder anders ausgedrückt: finanziell nicht realisierbar.
Benutzte Taschentücher sofort entsorgen?
Es ist ratsam, benutzte Taschentücher sofort zu entsorgen. Andernfalls dienen sie als kurze Zwischenstation für Viren auf dem Weg über die Hände zum nächsten Körper.
Keine Milch bei Erkältung?
Die Überzeugung, dass Milch die Schleimbildung fördert, war bereits in Omas Wissen verankert. Bei einer Erkältung würde dies vermeintlich zu einer Verschlechterung führen. Zwar klingt dies plausibel, ist jedoch nicht korrekt. Tatsächlich fühlt sich Milch im Mund schleimig an, bedingt durch ihren Fettgehalt, jedoch hat dies nichts mit der Schleimbildung an sich zu tun. Auf dem Weg durch die Speiseröhre in den Magen kommt die Milch nicht mit den schleimbildenden Zellen der Atemwege in Kontakt. Die schleimige Konsistenz im Mund kann jedoch dazu beitragen, die Beschwerden im Hals zu lindern. Bei Zugabe von Honig in warme Milch – allerdings erst bei Kindern ab einem Jahr – können dessen entzündungshemmende Stoffe ebenfalls zur Linderung beitragen.
Schützt Händewaschen am besten?
Ganz genau, so funktioniert es am effektivsten. Unsere Hände kommen im Durchschnitt bis zu 16 Mal pro Stunde mit dem Gesicht in Berührung, fast wie ein natürlicher Reflex. Die meisten Erreger gelangen über die Schleimhäute von Augen und Nase in den Körper, und nicht etwa, weil jemand in Bus oder U-Bahn in unserer Nähe niest oder hustet und wir die Erreger einatmen. Wenn wir bedenken, was wir im täglichen Leben alles berühren – Türklinken, Automaten, Spielzeug oder andere Hände –, sollten wir darüber nachdenken, ob es sinnvoll ist, uns jetzt kurz ins Gesicht zu fassen, nur weil es juckt. Kinder können dies natürlich nicht immer verhindern, und besonders in Kitas verbreiten sich Viren und Bakterien rasch. Das lässt sich zwar nicht immer umgehen, aber als Schutzmaßnahme bleibt das regelmäßige Händewaschen mit Seife für 20 bis 30 Sekunden, mehrmals täglich und insbesondere vor der Zubereitung von Speisen, vor dem Essen oder beim Betreten von Kitas, der Arbeit oder des eigenen Zuhauses.