Ratgeber & Gesundheit

Hier droht Lebensgefahr!
Gefahren beim Tauschen und Weitergeben von Tabletten
Herr Schmidt hatte starke Rückenschmerzen. Sein Nachbar bot ihm seine verschreibungspflichtigen Oxycodon-Schmerzmittel an, die er selbst wegen seiner Bandscheibe verschrieben bekommen hatte. Herr Schmidt nahm die Tabletten ohne ärztliche Rücksprache ein. Er wurde benommen, atmete flach und wurde bewusstlos. Seine Ehefrau rief den Notarzt, der eine Medikamentenvergiftung feststellte. Oxycodon war für Herrn Schmidt ungeeignet, da er eine schwere eingeschränkte Leberfunktion hat und andere Medikamente einnimmt, die zu fatalen Wechselwirkungen führen. Die Weitergabe des verschreibungspflichtigen Medikaments hätte beinahe lebensbedrohliche Folgen gehabt.
Das Austauschen oder Weitergeben von Medikamenten zwischen Freunden oder Familienmitgliedern ist ein verbreitetes, aber gefährliches Verhalten. Obwohl es gut gemeint ist, können dabei erhebliche gesundheitliche Risiken und schwerwiegende Komplikationen entstehen.
Unbekannte Wirkstoffe und Dosierungen
Medikamente sind individuell auf eine Person und deren Gesundheitszustand abgestimmt. Was bei einer Person wirkt, kann für eine andere ungeeignet oder sogar schädlich sein.
Die falsche Dosierung kann Nebenwirkungen verursachen oder die gewünschte Wirkung verfehlen.
Gefährliche Wechselwirkungen
Arzneimittel können mit anderen Medikamenten interagieren. Unbekannte Wechselwirkungen erhöhen das Risiko für schwere Nebenwirkungen, Organschäden oder sogar lebensbedrohliche Zustände wie Herzrhythmusstörungen oder Blutdruckabfall.
Allergien und Unverträglichkeiten
Ohne ärztliche Kontrolle besteht die Gefahr, ein Medikament zu nehmen, gegen das man allergisch ist oder das der eigene Körper nicht verträgt. Allergische Reaktionen können von Hautausschlägen bis zum anaphylaktischen Schock reichen.
Falsche Diagnose
Laien können Krankheitsbilder oft nicht korrekt beurteilen. Das Verwechseln ähnlicher Symptome (z.B. Kopfschmerzen durch Migräne vs. durch Bluthochdruck) kann dazu führen, dass ein falsches Medikament eingenommen wird und die eigentliche Erkrankung unbehandelt bleibt oder sich verschlechtert.
Verpasste ärztliche Kontrolle
Ohne Kontrolle durch einen Arzt besteht das Risiko, dass Nebenwirkungen, Komplikationen oder das Fortschreiten der Krankheit nicht erkannt werden. Regelmäßige Überwachung ist bei vielen Medikamenten notwendig (z.B. bei Herzmedikamenten, Blutverdünnern, Psychopharmaka).
Fazit
Das eigenmächtige Einnehmen oder Weitergeben von Tabletten ist keine harmlose Gefälligkeit, sondern kann zu schweren gesundheitlichen Komplikationen führen. Medikamente sollten ausschließlich nach ärztlicher Anordnung und unter professioneller Kontrolle verwendet werden.
Beispiele für Situationen ➞ Potenzielle Gefahren
- Ibuprofen bei Asthmatikern ➞ Auslösung eines Asthmaanfalls
- Blutverdünner mit bestimmten Antibiotika kombiniert ➞ Erhöhte Blutungsgefahr
- Arznei für Bluthochdruck ohne Kontrolle eingenommen ➞ Gefahr für Herz, Kreislauf, Niere
- Antidepressiva an Nicht-Betroffene weitergegeben ➞ Psychische Destabilisierung, Suizidgefahr
- Penicillin an Allergiker gegeben ➞ Lebensbedrohlicher allergischer Schock

Hilft mir – aber nicht Dir!
Unbedachtes Einnehmen oder eine Weitergabe von Tabletten ist gefährlich und kann zu schweren gesundheitlichen Komplikationen führen. Medikamente sollten nur nach ärztlicher Anordnung und unter professioneller Kontrolle verwendet werden. Das Austauschen oder Weitergeben von Medikamenten zwischen Freunden oder Familienmitgliedern ist weit verbreitet, aber wirklich sehr riskant.
Ihre Apothekerin Franziska Wagner und
Ihr Apotheker Constantin Beer