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Ratgeber & Gesundheit

Warum sieht mein Arzneimittel heute anders aus?

Die Crux mit den Rabattverträgen

Warum sieht mein Arzneimittel heute anders aus?

Rabattverträge und ihre Auswirkungen auf die Arzneimittelversorgung in Apotheken

In der Medikamentenversorgung spielen Rabattverträge, die zwischen den Krankenkassen und Arzneimittelherstellern geschlossen werden, eine entscheidende Rolle. Ziel dieser Verträge ist es, die Kosten für lebenswichtige Medikamente zu senken. Seit dem 1. April 2007 müssen wir, die Apotheken, uns an diese Verträge halten. Seither haben wir fast täglich Gespräche über Arzneimittel geführt, die plötzlich unter einem anderen Namen oder in einer anderen Form erscheinen.

Beim Blick auf die gesetzlichen Vorgaben wird deutlich: Wir dürfen nur Medikamente austauschen, die denselben Wirkstoff und dieselbe Stärke enthalten. Tatsächlich müssen wir dies sogar tun, wenn für ein bestimmtes Arzneimittel Verträge mit Krankenkassen existieren.

Es kann jedoch Situationen geben, in denen Sie anstelle ihrer gewohnten teilbaren Retardtablette plötzlich eine Kapsel einnehmen sollen - teilen schlichtweg unmöglich - oder statt ihrer Schmelztablette plötzlich eine „normale“ Tablette. Bei der Nutzung von Asthmasprays kann es sogar zu einem Wechsel in der Funktionalität kommen. Für solche Fälle haben wir als Apotheker ein „Vetorecht“ und können sogenannte „apothekerliche Bedenken“ anmelden. Diese Regelung ist besonders wichtig, wenn die Freisetzung der Wirkstoffe bei einem anderen Vertragspartner signifikant variiert, oder wenn es sich um sehbehinderte oder verwirrte Patienten handelt, denen das Medikament unter einem anderen Namen und in anderer Form präsentiert wird. In solchen Fällen besteht die Gefahr, dass diese Patienten ihre Medikamente nicht mehr korrekt erkennen und einnehmen können. Dann bemühen wir uns, ihnen ihr gewohntes Arzneimittel zu geben – vorausgesetzt, es ist lieferbar.

Darüber hinaus gibt es bestimmte Arzneistoffe, bei denen ein Austausch generell ausgeschlossen ist, weil die therapeutische Breite sehr gering ist. Schon geringste Abweichungen bei der Dosierung oder Freisetzung können dabei schwerwiegende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Dies betrifft insbesondere Präparate zur Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen, bei denen selbst kleine Veränderungen zu starken Blutspiegelschwankungen führen können, sowie bestimmte Antiepileptika, bei denen eine exakte Dosierung von großer Bedeutung ist.

Die gesundheitsbewusste Versorgung unserer Patienten hat für uns oberste Priorität. Wir handeln nicht leichtfertig und tun alles, um sicherzustellen, dass unsere Kunden keine Gefährdung ihrer Gesundheit riskieren. Hierzu gehört auch, dass Patienten ein gewisses Maß an Eigenverantwortung übernehmen können. Sie haben das Recht, ihren Arzt darum zu bitten, das gewünschte Arzneimittel zu verschreiben und gegebenenfalls darauf hinzuweisen, dass kein Austausch gewünscht ist. Vorausgesetzt, das Medikament ist lieferbar, können wir dann das gewohnte Produkt zur Verfügung stellen.

Leider gibt es immer wieder Lieferengpässe, die uns und somit auch unsere Patienten vor besondere Herausforderungen stellen. In solchen Fällen sind wir gezwungen, Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu halten, um ein alternatives, passendes Arzneimittel zu finden. Die enge Zusammenarbeit zwischen Apotheken, Ärzten und Patienten ist daher unerlässlich, um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten und sicherzustellen, dass niemand aufgrund von Rabattverträgen oder Lieferproblemen auf notwendige Medikamente verzichten muss.


Apothekerin Franziska Wagner und Apotheker Constantin Beer

Wir tun, was wir können!

Rabattverträge zwischen Krankenkassen und Arzneimittelherstellern beeinflussen die Arzneimittelversorgung in Apotheken erheblich. In unseren Apotheken dürfen wir nur die rabattierten Medikamente der jeweiligen Krankenkasse abgeben, was den Verwaltungsaufwand und die Lagerhaltung erschwert. Oftmals müssen Sie als unsere Patienten auf alternative Präparate umsteigen, was zu Verunsicherungen führen kann. Zudem kann die Verfügbarkeit der rabattierten Medikamente variieren, was gelegentlich zu Lieferengpässen und Verzögerungen in der Versorgung führt.

Herzlichst,
Ihre Apothekerin Franziska Wagner und
Ihr Apotheker Constantin Beer
(Beitrag vom August 2024)

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